S o n g t e x t e

 

Zu Tode geliebt

Sophie, hör mal zu, du, ich muss dir was sagen,
ich trage es mit mir herum schon seit Tagen,
schleich wie die Katze um den heißen Brei,
und jetzt muss es raus:Mit uns ist es vorbei.

Was ist bloß aus uns beiden geworden,
so als würdest du mich mit Blicken ermorden,
so hast du mich vorher noch nie angesehn,,
ich frag mich, warum wir uns nicht mehr wie früher verstehn

Weil wir uns schon fast eine Ewigkeit kennen,
hab ich immer gedacht, keine Macht kann uns trennen,
ich kann´s nicht begreifen, was mit uns geschah,
wir war´n mal für andre ein Vorzeigepaar.

Es ist einfach so gekommen,
was einmal war, kehrt nie zurück,
gestern sind wir noch geschwommen
In einem Meer aus lauter Glück.
Die Nächte sind wir durchgeflogen,
als ob es nie ein Morgen gibt,
vielleicht hab´n wir uns mit den Jahren
zu Tode geliebt.

Wir hab´n uns geliebt, wo wir gingen und standen,
auf Wolke sieben, hoch über den Anden,
wir schwebten die Nächte hindurch ohne Ziel,
wir hatten von allem etwas zu viel.

Wir konnten doch mal voneinander nicht lassen,
wie konnten wir nur unser Glück so verprassen,
wir wurden zu träge und ließen uns gehn,
ohne dass wir es merkten,ist es geschehn,

Es ist einfach so gekommen,
was einmal war, kehrt nie zurück,
gestern sind wir noch geschwommen
In einem Meer aus lauter Glück.
Die Nächte sind wir durchgeflogen,
als ob es nie ein Morgen gibt,
vielleicht hab´n wir uns mit den Jahren
zu Tode geliebt.

...

 

Der Staat bin ich

L´Etat cést moi, der Staat bin ich,
alle meine Untertanen lieben mich,
bei den Zacken meiner Krone,
ich regiere zweifelsohne
ein Volk, das fleißig ist an sich.

Ach, wie haben es die Bürger bei mir gut,
ohne Murren leisten sie ihren Tribut,
welch ein Volk, das stets beteuert,
es sei viel zu knapp besteuert,
ja, ich regiere absolut.

Im Moment, da sieht es nicht so rosig aus,
denn es kommt mir viel zu wenig Geld in´s Haus,
ich muß den Bürger noch mehr schröpfen,
dafür wird man mich nicht gleich köpfen,
oder aus dem Land verjagen,
das wird sich schon keiner wagen,
oh, nein, ich nehme nicht Reißaus.

L´Etat cést moi, der Staat bin ich,
alle meine Untertanen lieben mich,
bei den Zacken meiner Krone,
ich regiere zweifelsohne
ein Volk, das friedlich ist an sich.

In meinem Musterland sind alle Bürger gleich,
es gibt keinen Unterschied, ob arm ob reich,
und genauso lass ich richten,
je nach Klasse, je nach Schichten,
ja,ja, ich weiß, ich bin zu weich.

Ich bin stolz auf mein berühmtes Grundgesetz,
man bewundert mich um mein soziales Netz,
es ist das sicherste von allen,
da ist noch keiner durchgefallen,
auch die vielen Arbeitslosen
bettet man bei mir auf Rosen,
alles andre ist doch nur Geschwätz.

L´Etat cést moi, der Staat bin ich,
alle meine Untertanen lieben mich,
bei den Zacken meiner Krone,
ich regiere zweifelsohne
ein Volk, das glücklich ist an sich.

 

...

 

Robinson Crusoe

Keine Termine, mal raus aus dem Laden,
zwei Wochen Urlaub, nur tauchen und baden,
weg mit dem Flieger, alles hinter sich lassen,
sich mal ´ne Zeitlang mit gar nichts befassen,
nur mit dir.

Auf einer Insel wie Robinson leben,
Füsse im Wasser, den Piratenschatz heben,
Fische auf dem Grill und ´ne Hütte am Strand,
und bis über beide Ohren braungebrannt,
nur mit dir.

Und ich tu so,
als wär ich Robinson Crusoe,
als würd uns zwei´n die Insel gehörn,
und keiner darf uns störn.
Und ich tu so,
als wär ich Robinson Crusoe,
weit vom Schuss die Seele baumeln lassen,
wieder mal klare Gedanken fassen,
nur du und ich, wir beide ganz allein
und jede Menge Sonnenschein.

Neue Kraft tanken, an rein gar nichts mehr denken,
Muscheln suchen und dir Perlen schenken,
Insulaner sein, und sich nicht mehr rasieren,
und das Gefühl für die Zeit einfach verlieren,
nur mit dir.

Und ich tu so,
als wär ich Robinson Crusoe,
als würd uns zwein die Insel gehörn,
und keiner darf uns störn.
Und ich tu so,
als wär ich Robinson Crusoe,
weit vom Schuss die Seele baumeln lassen,
wieder mal klare Gedanken fassen,
nur du und ich, wir beide ganz allein
und jede Menge Sonnenschein.

 

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Zehn Selbstgedrehte für den Tag

Zehn Selbstgedrehte für den Tag
und ab und zu ein weiches Bett,
und das Gefühl, dass man mich mag,
trotz meinem knittrigen Jackett,
mein Glück wär damit schon komplett.

Mit wenig käme ich schon aus,
zu viel, das wäre nur Ballast,
die off´ne Tür zu einem Haus,
ein Tisch, ein Stuhl, und ich als Gast,
ein Gerngeschehn nach kurzer Rast.

Ich habe keinen Führerschein,
doch ich komm dorthin, wo ich will,
es reicht mir auf der Welt zu sein,
die erste Sonne im April,
das ist genau mein Lebensstil.

Nur Dasein ist mein Tagewerk,
und meine Spur zieht kein Lineal,
ich stehe heut auf einem Berg,
und morgen bin ich schon im Tal,
ich habe jeden Tag die Wahl.

Ich leb von dem, was ihr mir gebt,
und sei es nur ein liebes Wort,
ich habe nie nach mehr gestrebt,
als Westen,Süden. Ost und Nord,
ich bleib nie lang an einem Ort.

Zehn Selbstgedrehte für den Tag,
und ab und zu ein voller Bauch,
und sei es nur die Bank im Park,
auf der ich schlaf, die tut es auch,
ja, das ist alles, was ich brauch.

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Und ich warte auf den Wind

Warten,
immer warten,
so viel Zeit ist schon vertan,
hab ein Boot und hab ein Segel,
und ich habe einen Plan.

Sehnsucht,
ich hab Sehnsucht,
mein Zuhause ist der Strand,
und durch meine Finger rieselt
pausenlos der feine Sand.

Stunde um Stunde,
die nutzlos verrinnt,
und ich warte auf den Wind.

Treiben,
einfach treiben,
wie das Schicksal es bestimmt,
frei auf allen sieben Meeren,
Traum, der nie ein Ende nimmt.

Warten,
immer warten,
welch ein Spiel mit der Geduld,
ich verliere durch mein Zögern,
es ist alles meine Schuld.

Stunde um Stunde,
die nutzlos verrinnt,
und ich warte auf den Wind.

Segel,
du mein Segel,
hängst so schlaff herab vom Mast,
denn aus Stunden wurden Jahre,
deine Farben sind verblasst.

Stunde um Stunde,
die nutzlos verrinnt,
und ich warte auf den Wind.

 

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Säbelzahntiger

Mag sein, dass ich unscheinbar auf andere wirke,
nicht so stark wie ne Eiche, eher wie eine Birke,
man sagt ich sei schüchtern und sanft wie ein Lamm.
und mein Leben verläuft ohne großes Tam -Tam,

Langweiliger Durchschnitt, zum Held nicht geboren,
hat nie was gewonnen, nur immer verloren,
doch seit ich dich kenne, heult der Wolf in mir,
ich spreng alle Ketten, und das nur wegen dir.

An deiner Seite, da werd ich zum Sieger
zu einem gefährlichen Säbelzahntiger,
verlang es von mir, und ich rette die Welt,
an deiner Seite, da bin ich ein Held .

Im Bergeversetzen war ich nie ein Meister,
mein Leben war öde und fade wie Kleister,
ich aß jeden Tag meinen Einheitsbrei,
doch seit es dich gibt, ist das alles vorbei.

Durch dich schweb ich aufwärts in andere Sphären,
ich kann es mir eigentlich gar nicht erklären,
als liefe ich plötzlich in Superman´s Schuhn,
das hat wohl mit deiner Liebe zu tun.

An deiner Seite, da werd ich zum Sieger ,
zu einem gefährlichen Säbelzahntiger,
verlang es von mir, und ich rette die Welt,
an deiner Seite, da bin ich ein Held .

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Rädchen im Getriebe

Ich kam an einem trüben Montagmorgen zur Welt
in einer Form in der Eisengießerei,
ich war als äußerst dringendes Ersatzteil bestellt,
kaum erkaltet, kam ich in die Dreherei.
Man polierte mir die Zähne,
und ich ließ die ersten Späne,
die ein schlechtgelaunter Dreher mit dem Besen vor sich schob.
Und ich schwörte unter Qualen,
es den Leuten heimzuzahlen,
die mich schliffen und befrästen, man behandelte mich grob.
Schon am nächsten Tag traf ich bei meinem Auftraggeber ein,
um von nun an ein Rädchen im Getriebe zu sein.

Da stand eine Maschine in der Schaubenfabrik,
deren Innerstes zerstreut am Boden lag,
stumme, schweigende Technik, schon ein wenig antik,
doch laut Typenschild vom guten, alten Schag.
Nur ein kleines Rädchen fehlte,
und wie sehr man auf mich zählte,
ja, das sah man dem Fabrikbesitzer ohne Zweifel an.
Und die Herren Ingenieure
passten auf, als die Monteure
mich in die Maschine pflanzten, und die Produktion begann.
Meine Zähne griffen immerzu in andre Zähne ein,
welch ein Schicksal, ein Rädchen im Getriebe zu sein.

Ich drehte mich anfangs ein Weile mit
und tat meine Pflicht, getreulich Zahn um Zahn,
doch nach einer Woche kam ich plötzlich aus dem Tritt,
lief nur Müßiggang, verfiel dem Schlendrian.
Und dann blieb ich vollends stehen,
denn ich wollt mich nicht mehr drehen,
auch ein Tropfen hochwertigen Öles stimmte mich nicht um.
Damit ließ ich mich nicht locken,
die Maschine kam ins Stocken,
nach dem Knacken im Gehäuse blieb das Leben in ihr stumm.
Und man öffnete den Kasten, und sah ihr ins Herz hinein,
tja, das scheint wohl das Rädchen im Getriebe zu sein.

Die Monteure machten sich an die Reparatur,
bauten mich und all die andern Räder aus,
zählten alle Teile nach und hielten Inventur,
doch ich kullerte derweil zur Tür hinaus.
Ich begab mich auf die Reise
über Straßen, Wege, Gleise,
als man meine Flucht bemerkte, war ich schon uneinholbar weit.
Denn ich war, bei aller Liebe,
nicht sehr gern in dem Getriebe,
und ich kullerte zur Tür hinaus, und war in Sicherheit.
Ich genoss die Freiheit, und dann schwor ich ganz für mich allein,
nie wieder ein Rädchen im Getriebe zu sein.

 

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Rosen im Schnee

Wenn du dein Lachen verlierst
Und du weißt nicht mehr wo,
ich bring´s dir zurück.
Wenn du immer nur Pech hast
Und nie etwas gewinnst,
dann bring ich dir Glück.
Irgendwie kriege ich das schon hin,
dass ich immer gleich zur Stelle bin,
wenn es bei dir lichterloh brennt,
kenne nichts, was uns trennt.

Geh zusammen mit dir zum Ausverkauf,
trag dich über einen gläsernen See,
ich häng deine Tränen zum Trocknen auf
und such für dich Rosen im Schnee.

Hast du ´n Fehler gemacht,
geht dir irgendwas schief,
ich bügel das aus.
Wirst du zur Seite gedrängt
Und man stiehlt dir die Show,
von mir gibt´s Applaus.

Les´dir die Zeitung von morgen vor,
kassiere für dich das Eigentor,
sitzt du in der Tinte, dann ruf an,
ich komm, so schnell ich kann.

Geh zusammen mit dir zum Ausverkauf,
trag dich über einen gläsernen See,
ich häng deine Tränen zum Trocknen auf
und such für dich Rosen im Schnee.

 

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Am achten Tag schuf Gott den Kohlenpott

Gott formte eine Kugel, die nannte er dann Erde,
dann drückte er den Schalter, dass Licht im Dunkeln werde,
erst gab es nur die Fische, und ein paar andre Tierchen,
es war noch nichts zu sehn von Essen oder Gelsenkirchen.

Gott schenkte uns die Erde, dazu die beiden Pole,
und dem Ruhrgebiet, dem gab er jede Menge Kohle,
er suchte nach dem Schlüssel, um den Himmel aufzuschließen,
dann gab´s ´ne Menge Regen und die Emscher konnte fließen.

Am achten Tag schuf Gott
den Kohlenpott,
und pünktlich um 12 Uhr,
da gab es schon die Ruhr,
nach sieben langen Tagen und einer kurzen Nacht,
hat Gott am achten Tag den Kohlenpott gemacht.

Gott war mit sich zufrieden, er sah aus weiter Ferne
die erste Stadt erwachsen, und die nannte er dann Herne,
trotzdem er schon ganz müde war, schuf er noch Oberhausen,
er klotzte ran und machte bei der Arbeit keine Pausen.

Von Bochum oder Essen war noch nichts zu sehen,
er schnippte mit den Fingern und ließ sie entstehen,
Dann schuf er noch die Menschen, dass sie fortan dort leben,
was Gott da einst vollbrachte, hat´s vorher nie gegeben,

Am achten Tag schuf Gott
den Kohlenpott,
und pünktlich um 12 Uhr,
da gab es schon die Ruhr,
nach sieben langen Tagen und einer kurzen Nacht,
hat Gott am achten Tag den Kohlenpott gemacht.

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alle texte copyright by siegfried schreck